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Literaturwerkstatt

Die Methodik der Literaturwerkstatt erlaubt den Kindern, in einer authentischen Leseumgebung aufzuwachsen, und von der Gesellschaft der anderen Kinder, deren Wissen, Denken und Kreativität, maximal zu profitieren. Schüler übernehmen die Verantwortung für ihren eigenen Fortschritt, indem ihnen klare Strukturen und Ziele vorgegeben werden, ohne sie in ihrer Lesefreiheit einzuschränken. Schüler lernen, zu kommunizieren, nicht nur über Bücher, sondern über die Themen in den Büchern, die menschliche Beziehungen betreffen und für das Leben in unserer Gesellschaft wichtig sind – auf diese Weise kommt die Welt in das Klassenzimmer.
Die Lehrer lernen die Kinder nicht nur als Persönlichkeiten kennen, sondern sind auch durch diese Konstellation dazu in der Lage, Kinder gezielt und differenziert zu unterstützen. Die Methode hat das Potential, die Fähigkeiten der Kinder durch Anleitung, Freiheit und individuelle Förderung maximal auszubilden.
Lesen ist wichtig, denn das Lesen guter Bücher

Wenn Lesen wichtig ist, dann muss die Schule mehr Zeit zum authentischen Lesen bereit stellen, das Handwerk gekonnt schulen und mit „Language Arts“ (Übersetzung: Die Kunst des Schreibens) in Verbindung setzen. Bestimmte Bücher können nicht und müssen mit diesem Ansatz auch nicht zu allen Kindern gleichzeitig passen. Diese Lehrmethode ist daran angepasst, nicht Methoden für ein Buch zu vermitteln, sondern den Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen, durch den Werkzeugkasten, den jeder auf seine persönliche, wertvolle Art nutzten lernt.

Reading Workshop - Literaturwerkstatt

Nancy Atwell (In the Middle, 1987) hat mit ihrem Buch die Art und Weise, wie in den USA Literatur unterrichtet wird, grundsätzlich verändert. Heute werden nicht mehr über das Schuljahr verteilt 2-3 Klassenlektüren zusammen und im Gleichtakt gelesen. Lehrer, welche dem Atwell-Ansatz folgen, haben mehrere 1000 Bücher in ihrer Klassenbibliothek und die Kinder werden angeleitet, selbständig zu lesen. Dadurch ist es den Kindern möglich, bis zu 10 (Anfangsunterricht) bzw. 1-2 Bücher (3-6 Klasse) in der Woche zu lesen. Hinzu kommen die vorgelesenen Bücher. Mit diesem Repertoire besitzen die Schüler die Basis für literarische Gespräche, sowie die notwendige Übung, eine effiziente Lesegeschwindigkeit zu erreichen und ihre eigene Leserpersönlichkeit auszubilden. In einer Schule besteht die Umsetzung daraus, dass an jedem Schultag eine Stunde Zeit für diese Literaturwerkstatt eingeplant ist. Lautes Vorlesen findet zusätzlich an drei Tagen in der Woche statt, ca. 15-20 Minuten lang. Es wird also viel Zeit in das pure Lesen in der Schule investiert.

Die Basiselemente des täglichen, 1-stündigen „Reading Workshops“ sind

Mini-Lektion

Jeder „Readingworkshop“ fängt mit einem 10-15 Minuten langem Frontalunterricht an. Die Lehrerin erklärt einen neuen Aspekt (siehe Listen unten). In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Arbeitstechniken, Strategien und Fertigkeiten des Lesens. Diese Lektion wird dann vom Lehrer, anhand eines Beispiels, normalerweise durch das Vorlesebuch, explizit vorgeführt. Mit eingearbeiteten Partnern, können die Schüler das Verfahren üben. Danach werden sie in die individuelle tägliche Lesezeit (ITL) entlassen, um dabei auch das Gelernte anzuwenden.
Deutlich erkennbar bei Mini-Lektionen ist die Offenheit, mit der die Werkzeuge auf verschiedene Bücher angewendet werden können, da sie nicht Text-spezifisch sind. Allerdings unterscheidet man zwischen Sachbüchern (non-fiction) und ? (fiction), da beide Texte verschiedene Ansätze und Werkzeuge benötigen. Es folgen Listen von Themen unter den Verschiedenen Aspekten: Arbeitsabläufe, Lesestrategien, Lesefertigket, literarische Elemente und Techniken. Die ersten Wochen dieser Art zu arbeiten, müssen besonders sorgfältig geplant und durchgeführt werden damit die Arbeitsabläufe zur Gewohnheit werden können. Später, sollten sich die Minilektionen stark an den Schülern orientieren und basieren so auf den Beobachtungen der Lehrerin.

ITL - Individuelle Tägliche Lesezeit

Die individuelle Lesezeit sollte so natürlich wie möglich gestaltet werden. Während die Kinder sich mit ihren eigenen Büchern zurückziehen (Bücher werden nicht in dieser Zeit gewählt, sondern in persönlichen Ablagen aufgehoben), werden parallel Mini-Gruppen oder individuelle Besprechungen mit der Lehrerin abgehalten. Auch Book-clubs können sich in dieser Zeit treffen. Die Lehrerin widmet sich bestimmten Kindern persönlich, zum Beispiel, um „assessment“ durchzuführen oder auf einzelne Probleme einzugehen. Sie bespricht und berät hierbei die Schüler anhand der Bücher, welche diese lesen. Wenn Sie Schwächen erkennt, welche zusätzliche Hilfe brauchen, kann sie direkt darauf eingehen, oder wenn sie erkennt, dass eine Reihe von Kindern an ähnlicher Stelle Probleme haben, kann entweder eine Gruppe zusammen kommen oder es entsteht eine Mini-Lektion zum kritischen Thema. Die Lehrerin macht sich hierbei Notizen über die Kinder, welche für ihre Planung wichtig sind, aber auch für ein differenziertes Feedback bei Besprechungen mit den Eltern (gibt es das in DE eigentlich nicht?).

Unterricht in Kleingruppen während der ITL

Zweck der kleinen Gruppe ist, Schüler mit ähnlichen „Problemen“, die alle im Prinzip als Mini-Lektionen schon durchgenommen wurden, vertieft zu unterstützen. Manche Kinder brauchen diese zusätzliche Zeit. Alternativ, können Kinder sich auch selber Themen wählen und die Lehrerin bitten, sich darauf vorzubereiten und sie darin zu unterstützen. (Das war eine meiner Lieblingsideen – „Lecture-on-demand“ sozusagen!) Kinder übernehmen hierbei deutlich die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess.

Individuelle Notizen - Tagebuch

Am Ende eines Buches oder am Ende einer Lesezeit, sind die Schüler dazu angehalten, Notizen in verschiedener Weise über ihre Lesegewohnheit aufzuschreiben. Dazu gibt es eine Reihe von Formen, die sie ausfüllen. An dieser Stelle kann und sollte auch der Bezug zum Writing Workshop gemacht werden. Hier ist noch einmal ein ebenso komplexes und doch klar durchdachtes Konzept, welches Schülern mit klaren Anleitungen dazu verhilft, ihr Potential als Autoren von wunderbaren Texten auszuschöpfen. Hier wird erst das Endprodukt benotet, aber der Weg dahin unterrichtet. Das Kind weiß, woher die Note kommt und hat das Werkzeug dazu, die Note zu verbessern.

Reflexionsphase

Im Abschluss des “Reading Workshops” trifft sich die ganze Gruppe noch einmal, um das Gelesene und Angewendete zu besprechen. An dieser Stelle kann zum Beispiel folgendes passieren: Literarisches Gespräch mit festem, Lesepartner oder in Gruppe, Leser des Tages, Erfahrung mit Thema der Mini-Lektion besprechen, Lesen daheim einbinden.

Literaturverzeichnis